Die Ludwigshafener Grünen reagieren verkürzend und zugespitzt auf die jüngste Pressemitteilung der Jungen Union (JU) Ludwigshafen, die weitere Maßnahmen für eine Verkehrspolitik der Zukunft vorschlägt. Der politischen Jugendorganisation zufolge sei es auch in Wahlkampfzeiten wichtig, das Für und Wider von Ideen rational abzuwägen.

“Als JU möchten wir gestalten und bringen dafür ideologiefrei Lösungen sowie neue Ideen ein, beispielhaft durch weitere Fahrradwege und ein besseres ÖPNV-Netz, aber auch durch die Forderung nach der Einführung von E-Scootern, Fahrradparkhäusern, weiteren VRNnextbike-Stationen oder smarten Verkehrsrechnern. Ein Mobilitätsausschuss und eine rheinübergreifende Verkehrskommission mit Mannheim können dabei helfen, für die großen Verkehrsströme bundeslandübergreifend optimale Steuermöglichkeiten zu entwickeln. Die Grünen hingegen zeigen sich als eine Partei, die sich der Diskussion über die Zukunft nicht stellen möchte. Wird das Verkehrssystem auf dem heutigen Stand belassen, so kann das Ludwigshafen langfristig schaden. Die Infrastruktur muss neuen Gegebenheiten angepasst werden”, so JU-Kreisvorstandsmitglied Alexander Weih.

Ludwigshafen ist im vergangenen Jahrzehnt um 10 000 Einwohner gewachsen. Dieser Trend scheint sich, ebenso wie in der Schwesterstadt Mannheim, nachhaltig fortzusetzen. Damit ist auch die absolute Zahl an Fahrzeugen und die Anforderungen an unsere Verkehrsinfrastruktur gestiegen. Die Anzahl an PKWs pro 1000 Einwohnern steigt in Ludwigshafen seit Jahren. Waren es 2008 noch unter 460 pro 1000 Einwohnern, gab es 2018 484 PKWs pro 1000 Einwohnern. Insgesamt zählte der Bestand 93 544 Kraftfahrzeuge in Ludwigshafen im Jahr 2018. Hinzu kommen über 70 000 Einpendler täglich, die zur Arbeit nach Ludwigshafen fahren, von denen einige das Auto nutzen dürften. So haben die automatischen Zählstellen auf der A650 bei Oggersheim einen Kfz-Verkehr von 74 891 pro Tag in 2017 gemessen. Die JU Ludwigshafen sieht trotz der großen Herausforderung Möglichkeiten wie Ökologie und Mobilität in Einklang gebracht werden können, sei es durch ÖPNV, Rad oder neuer Technologien für Auto und Verkehrssystem.

“Wir wünschen uns natürlich, dass möglichst viele Menschen der Nachhaltigkeit zuliebe auf Fahrrad sowie Bus und Bahn umsteigen. Dass das aber in den nächsten Jahrzehnten vollständig passiert, ist illusorisch - fast jeder zweite Ludwigshafener besitzt ein Auto und 70 000 Menschen pendeln täglich ein! Vorher werden eher günstige, vernetzte E-Autos individuelle Strecken ermöglichen. Kommt der Strom dafür aus erneuerbaren Energien, dann sogar zum Wohle der Umwelt”, erklärt der JU-Kreisvorsitzende Simon Rapp. “Was die Digitalisierung betrifft, ist eine App mit allen Angeboten zwar gut und wichtig, aber sinnlos wenn vorher nicht alle Daten gut integriert werden. Dafür brauchte es smarte Verkehrsrechner, die als System zusammen mit Parkhäusern, Baustellen, E-Ladestationen, ÖPNV-Haltestellen sowie Zählstellen und zukünftig vernetzen Autos die Verkehrszahlen erfassen und in die App speisen, um Verkehrsströme zu leiten.”

In diesem Bereich hat zuletzt auch die Stadt einiges getan. Im Gegensatz zu Mannheim existiert ein solcher Verkehrsrechner bereits, der nun mit Mitteln des Bundes aufgerüstet werden soll. Die weitere Pflege des Systems ist auch davon abhängig, ob die ADD ausreichend Mittel genehmigt. Trotz der Differenzen zwischen der JU Ludwigshafen und Grünen gab es mit der Prüfung einer Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer über den Rhein zumindest einen Punkt, den beide befürworteten. Zusammen mit dem neuen Radweg auf Ludwigshafener Seite der Konrad-Adenauer-Brücke würde so eine weitere Verbindung zwischen den Schwesterstädten für Radfahrer entstehen.

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